Die aktuellen Cryptocurrencies lassen sich in verschiedene Kategorien einordnen. Eine Differenzierung kann etwa auf technologischer Basis erfolgen. Das mag generell interessant sein, für Investoren ist es jedoch zunächst wichtiger, welche Chancen und Risiken ihnen eine Cryptocurrency langfristig abseits der reinen Hoffnung auf einen Hype bietet. So bietet sich eine erste Kategorisierung der tokens nach Art der Rechte an, die dem Investor verbrieft werden.

Die letzten Monate zeigten vielen Besitzern digitaler tokens, wie wenig aufgeschnapptes Halbwissen letztendlich wert ist. Seit dem von einer alles-wird-anders Euphorie begleiteten Kursgipfel im Dezember vergangenen Jahres hat der Kurs des Bitcoin in der Spitze mehr als 70% eingebüßt. Bei vielen so genannten „Altcoins“ ist das Ergebnis noch unerfreulicher.

Abseits der Texte, die in hübschen Reden zu hören und auf bunten Webseiten zu lesen waren, herrscht nun wieder die harsche Realität. Größer als die Zahl der Neuemissionen war wohl nur, wie in jedem Hype, die Zahl der neuen „Experten“. Ging es nicht um rein technische Diskussionen, die durchaus spannend sind, so wiesen viele Lebensläufe der Experten vor allem Kenntnisse im Marketing oder in der Betriebswirtschaft auf, garniert mit ein paar Fähigkeiten rund um wordpress. Das Sendungsbewusstsein der Werbefachleute und allgemeinen Berichterstatter wurde durch die nicht vorhandenen Kenntnisse zum Thema verteilte Softwaresysteme wie gewohnt nicht vermindert.

Auch der großen Emissionswelle tat dies keinen Abbruch. Tokens, die den Investoren keinerlei Rechte verbriefen wurden reichlich verkauft. Einige schmücken sich mit hübschen Storys und netten Internetseiten. Andere machen keinen Hehl aus ihrem Zweck und bezeichnen sich aufrichtig als nutzlos, wie etwas das „Useless Ether Token“. Wer dieses nicht kennt, für den folgt hier ein kurzer Auszug aus dem sympathisch offenherzigen Text zur Emission im vergangenen Jahr.

Das ist wirklich herzerfrischend!

Wer nun denkt, so etwas kauft doch niemand, der schaue sich das Resultat des token sale an.

Womit wieder einmal der Beweis erbracht wurde, dass nicht alleine „das System“ für manche Pein verantwortlich ist, sondern der Mensch sich gerne und oft selbst mit dem Hammer auf den Kopf schlägt.

Nun können, wie jeder erfahrene Finanzmarkteilnehmer bestätigen wird, auch nutz- und wertlose Dinge im Preis steigen. Auf ihrem Weg zum Mond können Sie sogar den einen oder anderen reich machen. Langfristig bleibt von den nutzlosen Dingen am Finanzmarkt jedoch nicht viel übrig. Sie werden verdrängt und irgendwann wertlos ausgebucht.

Da es sich bei den Cryptos um softwarebasierte Lösungen handelt, bietet sich zwar immerhin die Alternative der „evolutionären Veränderung“ durch Anpassungen des Codes, aber viele bestehende tokens werden Datenmüll bleiben, denn von der rückenden Einräumung von Rechten für Anleger haben wir bisher noch nichts gehört. Anleger sollten nicht darauf wetten.

Die kommende Generation an Cryptos dürfte sich deutlich stärker an klassischen Wertpapieren orientieren und sollte den Anlegern eine Beteiligung an einem Projekt (oder einer Firma, oder einem verbrieften Kunstwerk, oder ….) bieten. Ansonsten wird es mit dem Verkauf schwierig werden. Damit sind auch die alten Spieler wieder an Bord, die sich mit dem Kapitalmarkt, globalen Transaktionen und der entsprechenden Regulierung auskennen. Die Investment Banken sind somit nicht weg vom Fenster, beim nächsten Mal verdienen sie wieder mit.

Die Frage, wie digital verbriefte Rechte theoretisch garantiert werden könnten, steht auf einem anderen Blatt. Bei einer sauberen technischen Umsetzung allerdings sind diese Rechte technisch festgelegt und somit nicht zu umgehen. Wichtig ist dabei die Prüfung der Programme und das Wissen, dass es auch bei der Prüfung von Programmcodes, abgesehen von banalen „Hallo Welt“ Beispielen, keine 100%ige Sicherheit geben kann. Dennoch dürften sich die entsprechenden Audits einer rasch wachsenden Nachfrage erfreuen.

Womit die Zahl der Profiteure auf zwei steigt, denn die großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften werden sich diesem Markt nicht verweigern. Ein digitales token, das den Segen einer der großen Gesellschaften hat und gleichzeitig von den Behörden der Finanzaufsicht abgesegnet ist, kann als digitales und dezentral handelbares Wertpapier betrachtet werden.

Da ein solches nicht nur für die Anleger und Emittenten, sondern auf Grund der vollständigen Transparenz auch für die Steuerbehörden fast nur Vorteile mit sich bringt, sollten sich die Banken geistig schon mal von großen Teilen der Abwicklungsprozesse und vom oft noch immer nostalgisch organisierten Wertpapiergeschäft verabschieden.

Die nahezu vollständige Digitalisierung wird keine Option sein, sie wird der Standard werden und der kommt vermutlich schneller als manche denken. In Deutschland dauert es vielleicht ein bisschen länger, aber bis dahin gibt es ja noch ausreichend andere Dinge, die gegen Null tendieren: SPD, SZ, FAZ, ZDF …

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